Biologie & Lebensweise

Steckbrief

Europäische Wildkatze (Felis silvestris silvestris)
Fellfarbe: hell graubraun bis sandfarben, mit verwaschener Tigerung
Größe: wie eine Hauskatze, wirkt durch ihr dichtes Fell kräftiger
Gewicht: 4 bis 8 kg
Lebenserwartung: 7 - 10 Jahre
Lebensraum: Große, naturnahe Wälder, meidet schneereiche Gebiete

Die Wildkatze ist keine verwilderte Hauskatze. Vielmehr handelt es sich um eine echte Europäerin, die bereits seit der letzten Eiszeit durch die heimischen Wälder streift.
Die Hauskatze stammt von der afrikanischen Falbkatze ab und gelangte erst mit den Handelsschiffen der Phönizier und Römer nach Europa.

Wildkatzenmerkmale

Am leichtesten lassen sich die beiden Katzenarten mit einem genauen Blick auf den Schwanz der Tiere lösen. Ist dieser sehr buschig, mit einer stumpfen, schwarzen Spitze und mit schwarzen Ringen, die nicht miteinander verbunden sind, so handelt es sich wahrscheinlich um eine Wildkatze. Ist dieser hingegen dünn und spitz endend mit schwarzen Ringen, die miteinander verbunden sind, so ist es eher eine getigerte Hauskatze.
Der Pfotenabdruck der Wildkatze ist nahezu rund. Hinter den 4 kleinen, halbkreisförmig angeordneten Zehenballen drückt sich der dreilappige Mittelballen ab. Die Krallen hinterlassen keinen Abdruck.

Wildkatzenbeute

Katz und Maus - Wildkatzenbeute

Wildkatzen sind spezialisierte Jäger. Sie jagen stets einzeln, nicht wie Löwen oder Wölfe in Gruppen. Deshalb greifen sie nur Beutetiere an, die kleiner sind als sie selbst. Nach Katzenart lauern sie meist im Schutz der Nacht ihrer Beute auf, um sie dann im schnellen Angriff zu überrumpeln.

Mäuse, vor allem Wühlmäuse, sind in Mitteleuropa die Hauptbeute der Wildkatze. Besonders dann, wenn dieses "Grundnahrungsmittel" knapp wird, weichen die Wildkatzen auch auf andere Beutegruppen aus. Auf ihrem Speiseplan können - je nach Angebot - auch Kaninchen, Vögel, Eidechsen oder Frösche stehen. Hasen oder Rehkitze werden, wie Nahrungsanalysen zeigen, nur sehr selten geschlagen.

Nur in Notzeiten geben sie sich auch einmal mit Aas zufrieden. In langen Wintern mit viel Schnee brechen für Wildkatzen schwere Zeiten an. Ab einer Schneehöhe von 20 cm sind nicht nur Mäuse schwer zu erreichen. Den Wildkatzen gelingt es wegen ihres hohen "Pfotendruckes" nicht mehr, über den Schnee zu laufen; damit sind ihre Bewegungsmöglichkeiten und folglich ihr Jagderfolg eingeschränkt. Das ist der Grund, weshalb Wildkatzen in Gebieten mit anhaltend hohen Schneelagen nicht vorkommen - denn die Tiere halten keinen Winterschlaf und sind auf stetigen Jagderfolg angewiesen.

Wildkatzenreviere

Wildkatzen sind reviertreu. Die jungen Kater streifen aber weit umher, besonders zur Paarungszeit. Die Streifgebiete der Weibchen sind je nach Lebensraum unterschiedlich groß, oft zwischen 300 und 600 ha. Kater brauchen eine Fläche von 1.000 bis 3.000 ha.

Wildkatzen benötigen naturnahe und besonders strukturreiche Laub- und Laubmischwälder als Lebensraum. Von reinen Nadelwäldern und Forstmonokulturen hält sie sich dagegen fern, denn hier fehlt es an Versteck- und Nahrungsangeboten. Wildkatzen suchen besonders oft die Waldrandbereiche auf. Kleine Lichtungen, im Wald verborgene Wiesen und störungsarme Waldränder mit reichen Heckenstrukturen sind die wichtigsten Elemente ihres Lebensraumes - hier tummeln sich die verschiedenen Kleinsäuger: Mäusearten des Waldes, der Waldrandbereiche und des Offenlandes treffen dort zusammen und bilden ein sicheres Nahrungsangebot. Studien an mit Minisendern markierten Wildkatzen zeigen, dass Wildkatzen ausgesprochene "Grenzgänger" sind, die sich gern in den Schutz des Waldes zurückziehen, aber gerne den reich gedeckten Tisch der offenen Landschaft nutzen.

Wildkatzennachwuchs

Die Paarungszeit der Wildkatzen, auch Ranzzeit genannt, beginnt im Spätwinter. Wenn's draußen noch kalt ist, geht's bei den Wildkatzen bereits heiß her.

Gut zwei Monate (68 Tage) später kommen zwei bis vier blinde Junge zur Welt, die von ihrer Mutter gesäugt werden. Zunächst bleiben sie in ihrer Höhle versteckt.

Nach rund fünf Wochen erkunden sie mit ihren tapsigen Pfoten die Umgebung und bekommen von der Mutter kleine Stücke Fleisch gebracht. Die Jungen bleiben über den Sommer bei ihrer Mutter und lernen dabei das Jagen und alles, was sie fürs weitere Erwachsenen-Leben benötigen.

Im Herbst ist es an der Zeit, sich aus der Komfortzone zu wagen. Die Jungen streifen bereits im Alter von 6 Monaten alleine durchs Revier und sind bei ihren Jagdausflügen erfolgreich. Die große Anzahl an Bucheckern und Eicheln sorgt in den herbstlichen Wäldern für ein reiches Vorkommen an Mäusen. Eine kleine Erleichterung für den Start ins neue Leben.